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"Ja, eine Vorwarnung scheinen Götter nicht gerne zu geben", stellte ich mit verzogenem Gesicht fest. Offenbar war es ein Klassiker, dass Götter plötzlich am Küchentisch saßen und ihre Existenz offenbarten, als würden sie einem damit ein tolles Überraschungsgeschenk überreichen. Ich zog eine Augenbraue hoch. "Dein Vater war ein Mensch? Nicht einmal ein Halbgott?" Ich stellte mir vor, wie es wäre, wenn Poseidon plötzlich als Mensch hier landen würde, und konnte ein gewisses Gefühl der Genugtuung nicht unterdrücken. Allerdings war er wohl zu mächtig, um auf eine solche Weise von Zeus bestraft zu werden. "Und, wie war er so?", fragte ich nach, doch neugierig, wie es war, mit seinem göttlichen, sterblich gewordenen Elternteil in einer Hütte zu leben - auch wenn ich fest davon ausging, dass die Antwort "Schrecklich" lauten würde. "Gibt es eigentlich auch Geschichten aus der griechischen Mythologie, die nicht blutrünstig und voller Rache sind?", fragte ich, als Lucas mir von der Geschichte des Orakels erzählte, mit düsterer Stimme.
"Und wie war das so?", fragte ich nach, ehe ich mich stoppen konnte. Apollo sollte nach allem, was ich im Unterricht gehört hatte, ja ein ziemlicher Arsch sein, aber Lucas schien ziemlich entspannt im Hinblick auf seinen Vater zu sein. Er nannte ihn ja sogar Dad. Und das machte mich neugierig, auch wenn ich selbst nicht gewollt hätte, dass Lucas nachfragte, wie meine Treffen mit Poseidon abgelaufen waren. "Klingt so, als hatte Python ein gutes Recht darauf, sauer auf Apollo zu sein", bemerkte ich. "Wenn der einfach angekommen ist und ihn erschlagen hat, um ihm sein Orakel wegzunehmen." Auch wenn ich davon ausging, dass offiziell Python der Bösewicht dieser Geschichte war, sah ich nicht ein, wieso ich meine Meinung dazu nicht sagen sollte. Ich musste unwillkürlich lächeln, als Lucas so ohne weiteres auf das Lagerfeuer verzichtete, als wäre nichts dabei, obwohl er es ja zu mögen schien. Er wollte scheinbar wirklich Zeit mit mir verbringen, auch wenn ich immer noch nicht ganz nachvollziehen konnte, wieso. "Auch wahr", war jedoch alles, was ich dazu sagte.
Meine Miene verdüsterte sich wieder. "Meinem Erzeuger bin ich begegnet. Zwei Mal", sagte ich knapp, denn Lügen war nicht meine Art. Dass das nicht zu meinen Lieblingsthemen gehörte, war mir jedoch deutlich anzusehen, auch wenn ich keinen Ausbruch bekam wie früher am Tag, denn inzwischen hatte mich Lucas doch davon überzeugt, dass er mir nichts Böses wollte. Meine Stimmung besserte sich deutlich bei Lucas' nächsten Worten, und ich zeigte wieder ein kleines Lächeln. Anders reagierte ich jedoch nicht darauf, weil ich tatsächlich nicht wusste, was ich dazu sagen sollte. Komplimente bekam ich im Allgemeinen nicht. "Python...?", wiederholte ich fragend und versuchte den Namen zuzuordnen. Mir fiel allerdings nur der Name der Schlangenart dazu ein, aber die war wohl damit nicht gemeint. Zugegebenermaßen kochte ich im Unterricht in den griechischen Sagen meistens zu sehr vor Wut, um wirklich aufpassen zu können, auch wenn mir Arachne zumindest etwas sagte. "Du kannst aber gehen, wenn du möchtest, ich will dich nicht aufhalten", fügte ich an, nachdem Lucas über meine Aussage zum Lagerfeuer nicht glücklich zu sein schien.
Ich erwiderte Lucas' Grinsen. "Nein, würde ich nicht. Vielleicht sollte ich ja mal eine Liste anfangen, um die vorzulegen, sollte ich irgendwann das zweifelhafte Vergnügen haben, einem Gott zu begegnen." Wobei ich unterschlug, dass ich meinem Vater bereits zwei Mal begegnet war, und es da leider nicht ganz geschafft hatte, meinen Frust loszuwerden. Beim ersten Mal war ich zu überrumpelt gewesen, um alle meine Beschwerden offen zu legen, und beim zweiten Mal, als er mir meinen Dreizack verzauberte, wollte ich am liebsten gar nicht mit ihm reden. Bei Lucas' Worten zeigte ich ein schelmisches Lächeln. "Nicht nur, wenn ich eine Waffe in der Hand habe." Aus irgendeinem Grund wollte ich ihn beeindrucken, und deswegen griff ich mir eine Gabel, die auf dem Tisch lag, und verbog sie ohne große Schwierigkeiten mit einer Hand zu einem Reif. Meine übernatürliche Kraft war mir schon früh aufgefallen, und ich nutzte sie ganz gerne einmal aus. "Klingt unfair", stellte ich bei Lucas' Erklärung fest. "Apollo wird verflucht, und dafür dürft ihr jetzt alle panische Angst vor Schlangen haben." Das konnte ich wohl mit auf meine Beschwerde-Liste setzen. Ich runzelte leicht die Stirn, als Lucas meinte, es wäre in Ordnung, dass seine Schwester gerade ging. Verbrachte sie denn nicht sowieso immer Zeit mit den anderen Jägerinnen? Aber ich sagte nichts, denn tatsächlich wollte ich nicht, dass er schon ging. So viel Zeit hatte ich schon lange nicht mehr mit einem anderen Menschen verbracht, und Lucas' Gesellschaft tat mir gut. Bei seiner Frage schüttelte ich den Kopf. "Wozu denn? Ich war nur einmal da, und bin nach fünf Minuten wieder gegangen, als es losging mit den Lobpreis-Liedern über die Götter."
Ich hätte ja gerne genauer nachgehakt, aber es war doch recht deutlich, dass Lucas darüber nicht gerne redete, und ich beschloss, es ausnahmsweise einmal gut sein zu lassen. Es waren sicher keine schönen Erlebnisse gewesen, und nachdem Lucas so nett zu mir gewesen war, wollte ich ihn nicht bedrängen, auch wenn ich immer noch neugierig war. Bei seinem Kommentar zog ich eine Augenbraue hoch. "Es gibt nicht zufällig eine Art Beschwerdestelle für Olymp-Angelegenheiten?" Wenn ja, würde ich die allerdings mit Briefen zubombardieren. Kurz dachte ich, dass meine letzte Frage Lucas doch zu forsch sein könnte, doch er antwortete mir tatsächlich darauf. "Tja, und ich mag das Schwert fast so gerne wie meinen Dreizack", kommentierte ich seine Antwort mit einem Grinsen. Neugierig beobachtete ich seine Reaktion, als er die Schlangen erwähnte. Er schien ja wirklich eine Abneigung gegen diese Tiere zu haben. "Hat das irgendeinen besonderen Grund, oder magst du nur einfach keine giftigen Tiere?", fragte ich nach, nachdem mir das Thema unverfänglicher vorkam als das vorherige mit den Schlachten. Ich folgte seinem Blick zum Artemistisch hinüber, wo gerade alle aufstanden. "Oh, deine Schwester geht", stellte ich fest und sah wieder zu Lucas. "Willst du noch etwas Zeit mit ihr haben? Sie geht bestimmt zum Lagerfeuer." Ich wollte Lucas sicher nicht von seiner Schwester fernhalten. Selbst zum Lagerfeuer zu gehen, zog ich nicht einmal in Erwägung, denn bisher hatte ich mich strikt geweigert, und würde das auch nicht ändern.
"Und was ist mit diesen ganzen Schlachten, die es hier gegeben haben soll? Warst du da dabei?", fuhr ich mit meinen Fragen fort, aus denen deutliche Neugierde klang. Bisher hatte ich bei niemandem genauer nachfragen wollen, um nicht zu viel Interesse an dem Camp zu zeigen, in dem ich eigentlich gar nicht sein wollte. So wusste ich nur das, was ich hier und da aufgeschnappt hatte. Neugierig war ich aber trotzdem, und Lucas gab mir das Gefühl, dass er mir mein Interesse nicht vorhalten würde. Sein Argument, wieso Bögen und keine Gewehre verwendet wurden, machte irgendwo Sinn, was ich aber nur ungern zugab. "Die Götter könnten dann ja wohl mal mehr davon schicken, wenn sie uns schon mit den ganzen Monstern hier alleine lassen", brummte ich missmutig. Allerdings war das typisches Götter-Verhalten, nach allem, was ich bisher mitbekommen hatte, also war ich nicht weiter verwundert, dass das Material für Waffen so selten war, dass man auf ansonsten längst aufgegebene Waffen zurückgreifen musste. Ich war, obwohl sich meine Meinung von Lucas stetig besserte, doch etwas überrascht, dass er sich über mein Eingeständnis, schlecht im Bogenschießen zu sein, nicht lustig machte. Ich wartete einen Moment, doch tatsächlich kam nichts mehr in diese Richtung. "Wo liegen denn deine Schwächen, vom Musizieren einmal abgesehen?", fragte ich dann, denn bisher wirkte Lucas auf mich wie der perfekte Sunny Boy.
Ich verzog das Gesicht, als Lucas Eroberung der Flagge erwähnte. Ich hatte das Spiel bisher nur einmal mitbekommen, und hielt es für ausgemachten und gefährlichen Unsinn, weswegen ich mich auch vehement geweigert hatte, daran teilzunehmen - auch wenn mich plötzlich einige Campbewohner, die sonst kein Wort mit mir wechselten, in ihrem Team hatten haben wollen. "Warst du schon einmal auf einem Einsatz?", fragte ich deswegen schnell, um von diesem leidlichen Thema abzulenken, und auch, weil es mich wirklich interessierte. Bei seiner Bemerkung funkelten meine Augen. "Nur weil dein Vater gerne bogenschießt, heißt das noch lange nicht, dass ich mich mit meiner Meinung zurückhalten werde." Ich klang allerdings nicht wirklich sauer dabei, weil ich durchaus merkte, dass Lucas das als Scherz gemeint hatte. "Schon einmal was von Gewehren gehört?", entgegnete ich. "Ich verstehe eh nicht, wieso ihr die hier nicht verwendet." Nicht, dass ich nachgefragt hätte. Ich wollte mich nicht zu offensichtlich für die Waffen hier interessieren, nicht dass noch jemand auf die Idee kam, ich gäbe eine gute Soldatin ab. Leider traf Lucas es mit seiner nächsten Aussage ziemlich auf den Punkt, und ich schnitt eine Grimasse. "Nur weil ich nicht super gut darin bin, ändert das nichts an meiner Aussage", behauptete ich steif und fest, wobei ich doch etwas beeindruckt und leicht beunruhigt darüber war, wie schnell Lucas mich durchschaut hatte. Was ja ein grundsätzliches Talent von ihm zu sein schien.
Ich grinste leicht. "Ja, der Sport hilft auch, wie man vielleicht gesehen hat." Wobei ich dabei wohl alles andere als ruhig wirkte, aber danach ging es mir meistens zumindest ein klein wenig besser. Lucas' nächste Worte weckten erneut meine Neugierde. "Hast du es denn schon öfter einsetzen müssen?", fragte ich. Immerhin schien es hier ja üblich zu sein, Kinder und Teenager auf mörderische Einsätze zu schicken, und wenn ich es richtig verstanden hatte, hatte es in den letzten Jahren auch einige Schlachten gegeben. Wenn Lucas mehr aufs Kämpfen als aufs Heilen ging, war er da wohl dabei gewesen. Allerdings stellte Lucas wohl ebenfalls gerne Fragen. "Ein Bogen als Waffe kommt mir einfach sehr sinnlos vor", behauptete ich und zog dabei ein missmutiges Gesicht. "Ich meine, ein Stück Holz mit einer Schnur zu versehen, um damit dann ein anderes Stück Holz durch die Luft schießen zu können, umständlicher geht es doch nicht mehr." Dass ich einfach grottenschlecht im Bogenschießen war und es deswegen nicht mochte, würde ich sicher nicht so einfach zugeben.
Für einen Moment lächelten sich Lucas und Isa an, und es fühlte sich für Isa sehr schön an. Lucas' Bemerkung riss sie allerdings aus diesem Moment. Sie blinzelte, und ihr Lächeln verschwand. "Sie beruhigt mich", meinte sie mit einem Schulterzucken, als ob nichts dabei wäre, und versuchte damit etwas verspätet zu überspielen, wie viel ihr die Kunst tatsächlich bedeutete. Lucas brachte sie kurz darauf jedoch wieder zum Schmunzeln. "Pfeifen als Waffe, hat was", stellte sie fest. Davon bekam man bei dem Gesang am Lagerfeuer wenig mit, aber wenn Singen zum Heilen verwendet werden konnte, machte es nur Sinn, Schall auch als Waffe einzusetzen. Sie verzog das Gesicht. "Bogenschießen kann ich nicht leiden", gab sie unumwunden zu. Wobei das noch eine Untertreibung war. Sie hatte sich darin so schlecht angestellt, dass sie den Bogen einfach zerbrochen hatte vor lauter Frust.
"Meine Lehrerin hat mal gemeint, Kunst machen könne jeder, und verstehen muss man sie nicht, weil es nur darum geht, was die Kunst für Gefühle in einem auslöst", erzählte Isa, und musste bei der Erinnerung lächeln. Sie hatte die Kurse bei ihrer Lehrerin geliebt, unter anderem auch, weil sie so offen für alles gewesen war und Isa nicht verurteilt hatte. "Dann musst du aber gut singen können, wenn du damit sogar heilen kannst", meinte sie auf Lucas' Erläuterung hin. "Was für magische Fähigkeiten hast du denn noch?" Sie war tatsächlich immer neugierig darauf, zu erfahren, was andere Halbgötter so konnten, auch wenn sie diese Neugierde selten zeigte, denn nachfragen würde sie unter normalen Umständen nie. Aber da sich jetzt die Gelegenheit bot, mehr in Erfahrung zu bringen, musste sie die nutzen. Sie wusste von den Kindern des Apollo, dass sie heilen konnten, weil sie größtenteils die Krankenstation führten, und dass sie gerne musizierten, weil sie die Rundgesänge am Lagerfeuer anleiteten. Ansonsten wusste sie über die Fähigkeiten der anderen Halbgötter nur, was sie aufgeschnappt hatte oder was im Unterricht erläutert worden war, und das war bisher nicht viel. Dass Lucas ihrem Vorschlag zustimmte, quittierte sie mit einem leichten Lächeln.
Isa zog skeptisch eine Augenbraue hoch. "Ach ja?" Es fiel allerdings schwer, Lucas geheucheltes Interesse vorzuwerfen, denn seine Begeisterung wirkte aufrichtig. Bei seiner Frage zuckte sie mit den Achseln. "Es geht, ich habe Kurse darin genommen." Um genau zu sein, hatte Estelle sie bereits in der Grundschule in Malkurse gesteckt, als sich herausgestellt hatte, dass sie ein gewisses Talent und Interesse für diesen Bereich besaß. Und nachdem sie aufgrund von einigen Schwierigkeiten aus diesen Kursen herausgeflogen war, hatte sie Privatunterricht bekommen. Ihre Lehrerin war eine der wenigen Menschen gewesen, die sie mochte, aber auch das hatte sie in Frankreich zurücklassen müssen. "Und du hast keine?", fragte sie nach, und ihre Mundwinkel zuckten leicht. Ein Apollokind ohne jede Form von musischem Talent war wohl recht selten, nach allem, was Isa so gehört hatte. Es erklärte allerdings wohl, wieso Lucas so viel trainierte. "Aber wir gehen im Meer schwimmen, nicht im See", beschloss sie. Sie bevorzugte das Meer immer gegenüber allem anderen, und außerdem würden dort weniger Leute sein.
"Aquarellbilder", beantwortete Isa Lucas' Frage recht knapp. Dass sie vom Reich ihres Vaters trotz allem so fasziniert war, dass sie regelmäßig Bilder davon malte, musste ja nicht jeder sofort wissen. "Malt deine Schwester etwa auch?", fragte sie interessiert nach. Lucas selbst hätte sie tatsächlich nicht als Künstler-Typen eingeschätzt, deswegen war sie nicht wirklich überrascht. Als er von seiner Begeisterung für Sport erzählte, musterte sie ihn kritisch. Nun ja, sie musste ja nicht sämtliche ihrer Fähigkeiten einsetzen, wenn sie mit ihm schwimmen ging... Dass sie in Salzwasser schneller und stärker wurde, darüber hatte sie allerdings keine Kontrolle, also bezweifelte sie, dass er mit ihr mithalten können würde. "Wir können es ja mal mit dem Schwimmen versuchen", entschied sie trotzdem. So lange er es nicht auf ein Wettrennen anlegte, würde es ja gehen, wenn sie sich etwas zurückhielt.
Isa runzelte die Stirn. So gesehen stimmte das wohl, und sie musste zugeben, dass die Zeit mit Lucas alles andere als unangenehm war. Wieso er die Zeit mit ihr angenehm fand, verstand sie allerdings nicht. Sein Vorschlag stimmte sie unsicher. Sie hatte bisher noch mit niemandem hier freiwillig Zeit verbracht, und wusste nicht wirklich, was man dafür hier im Camp so machen konnte. Lucas' Vermutung brachte sie trotzdem leicht zum Lächeln. "Ich mache eigentlich so ziemlich jeden Wassersport", erzählte sie, deutlich bereitwilliger als bisher. "Wobei ich nicht weiß, wie gut wir das zusammen machen können, nachdem du wohl eher nicht dieselben Fähigkeiten wie ich besitzt." Sie wusste nicht viel über die Kinder anderer Götter, aber sie hatte mitbekommen, dass Apollo etwas mit der Sonne, dem Bogenschießen und dem Heilen zu tun hatte, was doch recht anders klang als bei ihr. Wobei ihr bereits aufgefallen war, dass sie unter Wasser Luftblasen entstehen lassen konnte. Vielleicht wäre es ihr möglich, diese auch um einen Menschen herum zu erzeugen? Und mit ihm zu bewegen... Das müsste sie mal ausprobieren. "Ich male aber auch gerne", fügte sie nach einer kurzen Pause hinzu, sie wollte Lucas erst einmal nicht von ihren Überlegungen erzählen. "Und du, was machst du gerne?"
Isa überkam bei Lucas' Worten sofort der Wunsch, zu protestieren, schließlich war sie als ein Kind der Großen Drei nochmal eine andere Nummer. "Das ist nicht zu vergleichen!", beharrte sie stur, allerdings brachte das, was Lucas daraufhin erzählte, zum Nachdenken, und ihr Blick wanderte wieder zum Artemis-Tisch. Seine Schwester musste sich wirklich einsam gefühlt haben, wenn sie sich den Jägerinnen angeschlossen hatte. Zwar sträubte sich ein Teil in ihr immer noch, sich darauf einzulassen, doch ihre Neugier und ihr Wunsch nach Gesellschaft gewannen schließlich die Oberhand. "Na schön", stimmte sie mit gerunzelter Stirn zu. "Und wie soll dieses sich Kennenlernen ablaufen?" Sie hatte schließlich noch nie Freunde gehabt, und sie war sich nicht sicher, was Lucas genau damit meinte.
Isa zog ein sehr zweifelndes Gesicht bei Lucas' Worten, ließ ihn aber weiterreden, ohne ihn zu unterbrechen. Bei seiner Aufzählung wurde sie jedoch ziemlich verlegen und wich seinem Blick auf, indem sie das Tischtuch eingehender musterte, als gerechtfertigt war. Schließlich sah sie jedoch wieder hoch und ihm direkt in die Augen. "Ich bedeute Ärger", stellte sie möglichst direkt klar. "Um mich herum herrscht immer Chaos, ich bringe andere und mich selbst ständig in Schwierigkeiten, und ich gelte als Unruhestifterin. Du denkst vielleicht jetzt, dass du mich kennenlernen und mit mir befreundet sein willst, aber du wirst deine Meinung ändern." So war es Isa zumindest bisher immer ergangen. Freundschaften, die sie schloss, überstanden selten die erste Katastrophe, und nie die zweite. Also hatte sie beschlossen, lieber alleine zu bleiben und sich die Enttäuschung zu ersparen, egal, wie einsam sie sich auch dabei fühlen mochte. Selbst ihre Tante Estelle verstand sie nicht, obwohl sie die einzige Person gewesen war, die sich nicht abgewandt hatte.
Die zögerliche Art, wie Lucas reagierte, verunsicherte Isa. Sie hatte mit etwas anderem gerechnet, und wusste nicht, wie sie seine Reaktion einordnen sollte. Sie machte den Mund auf, um zu antworten, doch er kam ihr zuvor. Zeit zum Überlegen... Was steckte da nun wieder dahinter? "Wieso willst du mit mir befreundet sein?", fragte sie also direkt. "Ich war die ganze Zeit unfreundlich zu dir. Ich bin zu jedem hier unfreundlich, und die übliche Reaktion darauf ist, dass die Leute sich von mir fernhalten." Und sie tat so, als wäre genau das gewollt, auch wenn es nicht so war. Aber wieso sollte sie sich Mühe geben und sich auf jemanden einlassen, wenn dann doch nur irgendwelche Probleme auftraten und sie fallen gelassen wurde? Da sorgte sie lieber selbst dafür, dass es erst gar nicht jemand bei ihr versuchte.
Isa folgte Lucas' Fingerzeig. Jetzt, wo sie es wusste, erkannte sie die Ähnlichkeit zwischen Lucas und dem Mädchen dort. Sie wirkte recht zurückhaltend im Vergleich zu manchen der anderen Jägerinnen, schien sich aber wohl zu fühlen, obwohl sie direkt bei einer Göttin saß. Artemis war nach allem, was Isa gehört hatte, aber wohl auch die sympathischste Göttin. Sie setzte selbst keine Kinder in die Welt, bot aber eine Anlaufstelle für alle Mädchen und Frauen an, die nirgendwo sonst hinkonnten oder -wollten. Wenn sich nicht alles in ihr dagegen gesträubt hätte, irgendwelchen Göttern zu dienen, hätte sie vielleicht selbst überlegt, eine Jägerin zu werden. Immerhin schien Lucas ihren Punkt zu verstehen, und Isa beschloss, das als genug zu akzeptieren und ihn nicht weiter zu bedrängen. Vor allem, weil er sich wirklich Mühe gab und sich sogar erneut bei ihr entschuldigte, obwohl sie es ihm, wie sie ja selbst zugeben musste, nicht leicht machte. Bei seinen folgenden Worten runzelte sie allerdings die Stirn. "Was, meinst du etwa dich damit?", fragte sie direkt, wobei ihr Ton unfreundlicher klang als beabsichtigt. Sie war sich nur noch immer nicht sicher, was er eigentlich wollte, und dass er wirklich mit ihr befreundet sein wollen könnte, kam ihr doch sehr unwahrscheinlich vor. Deswegen rechnete sie auch beinahe damit, dass er auf ihre Gegenfrage hin nur lachen würde, und dann war es besser, wenn sie nicht so wirkte, als könnte sie tatsächlich seine Freundschaft wollen.
"Das ist wohl verständlich", meinte Isa zögerlich, aber mit Mitgefühl in der Stimme. Sie hatte das Gefühl, sich hier auf einem Terrain zu bewegen, von dem sie keine Ahnung hatte, und dass sie deswegen wahrscheinlich lieber den Mund halten sollte. Sie konnte ja aber auch schlecht gar nichts sagen. Lucas' nächste Worte bestätigten ihren Verdacht, und sie sah noch einmal zum Artemis-Tisch. "Welche von ihnen ist es?", fragte sie. Sie hätte gerne nachgefragt, wie es Lucas damit ging, aber das ginge wohl zu weit. Sie waren ja keine Freunde. Wobei das Mitgefühl, das er ihr kurz darauf mit seiner Stimme und seinen Worten ausdrückte, sie das fast bedauern ließ. Sie schluckte schwer und hob dann trotzig das Kinn an. "Du verstehst also, dass ich nicht viel auf die Götter gebe." Lucas schien da allerdings einen anderen Standpunkt zu vertreten. Isa presste die Lippen zusammen. "Was, und so tun, als wäre alles in Ordnung, wenn es das nicht ist? Und selbst wenn ich das tue, was du sagst, mich fügsam und anpassungsfähig zeige und mich hier einlebe: Das würde irgendein Gott doch nur als Anlass nehmen, mich hier wieder herauszureißen, um mich auf einen potentiell tödlichen Einsatz zu schicken." Denn sie war sich sehr sicher, dass sie zum favorisierten Götterboten werden würde, sobald sie sich nicht mehr widerspenstig zeigte und drohte, mehr Ärger zu machen, als es wert wäre. Schließlich galt sie als eine der mächtigsten Halbgötter hier, so viel hatte sie schon mitbekommen.
Isa bemerkte, wie Lucas' Blick wanderte, und folgte ihm zum Artemis-Tisch. Verwirrt runzelte sie die Stirn. Interessierte er sich vielleicht für eine der Jägerinnen? Sein Blick war dafür aber viel zu traurig. "Was ist mit deiner Schwester? Ist sie noch hier im Camp?", fragte sie, einer Eingebung folgend. Bei seiner Frage biss sie sich auf die Unterlippe, hatte jedoch das Gefühl, dass es unfair wäre, da jetzt auszuweichen. "Ich bin bei meiner Tante aufgewachsen und wollte bei ihr bleiben", antwortete sie knapp. "Aber das hat sich als zu gefährlich herausgestellt, und sie wollte unbedingt, dass ich hierher komme. Also bleibe ich hier und halte mich an die Regeln, aber wenn ich die Möglichkeit hätte, außerhalb von hier ohne ständige Monsterangriffe zu leben, wäre ich sofort weg." Wobei es vielleicht ein wenig übertrieben war, zu sagen, sie würde sich an die Regeln halten. Isa achtete die Regeln nur so weit, wie es nötig war, um nicht rauszufliegen. Und spätestens wenn irgendjemand auf die Idee käme, sie auf einen Einsatz zu schicken, wäre es vorbei. Sie lebte hier, aber sie würde sicher nicht die Drecksarbeit der Götter erledigen.
Isa war überrascht, dass Lucas ihr nicht widersprach. Sie hatte damit gerechnet, dass die Diskussion länger andauern würde, nahm sein Schweigen aber als Zustimmung, und ihre Augen blitzten triumphierend auf. Er zögerte, bevor er mit seiner Geschichte begann, und je mehr er erzählte, desto mehr bereute Isa, dass sie ihn auf diese Weise dazu gedrängt hatte. Zwar hatte er immer noch die Möglichkeit gehabt, Nein zu sagen und zu gehen, aber aus irgendeinem Grund war es ihm scheinbar wichtig, sie kennenzulernen. Und dann dankte sie es ihm so. Sie verbarg ihr schlechtes Gewissen jedoch hinter einer unbeteiligten Miene, und nur ihre geballten Fäuste zeigten, dass seine Geschichte sie mitnahm. Als er geendet hatte, schwieg sie eine Weile und starrte vor sich auf die Tischplatte. Schließlich hob sie den Kopf und sah ihn an. "Ich verstehe, was du meinst, dass das Camp für dich eine Zuflucht ist", sagte sie, und ihre Stimme klang deutlich sanfter als sonst. "Für mich ist es das Gegenteil, ich wollte nie hierher kommen. Also habe ich dich möglicherweise ein wenig vorschnell verurteilt." Näher kam sie an eine Entschuldigung eigentlich nie heran, weswegen das für sie schon ein ziemliches Zugeständnis war. Auch war ihre Haltung deutlich weniger abweisend als bisher.
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